Fake News in Maissau
In Maissau fand Ende April ein Workshop zum Thema „Fake News“ mit Marietheres Van Veen von Saferinternet.at statt, die gleich zu Anfang erklärte, das wir eigentlich besser den Begriff „Desinformation“ verwenden sollten, da „News“ im Sinne von Nachrichten eine positive Konnotation hat.
Die Blase
Die Journalistin und Erwachsenenbildnerin beleuchtete das Thema von mehreren Seiten: Einerseits erklärte Van Veen, dass durch die verstärkte Nutzung von Online-Medien, Suchmaschinen und Sozialen Medien fast immer eine Informationsblase entsteht. Die Algorithmen hinter den Online-Angeboten versuchen mit den gesammelten Informationen wie Suchbegriffen, Likes, geklickten Links usw. immer besser vorherzusagen, was wir eigentlich sehen wollen – und schlagen uns genau das vor. Sie schlagen uns damit über die Zeit allerdings immer weniger Seiten vor, die gegenteilige Argumente vertreten, andere Sichtweisen darlegen oder überhaupt andere Themen, als unsere individuellen Hauptthemen. Problematisch ist hier auch die häufige Wiederholung, denn psychologisch betrachtet, beginnen wir etwas zu glauben, wenn wir es sieben Mal gehört haben.
Wir leben also in unserer eigenen, individuellen Blasen, in der alle Suchergebnisse unsere Meinung bestärken, verfestigen und – im schlimmsten Fall – zu Unverständnis gegenüber anderen Meinungen führen.
Was können wir tun, um aus unserer Bubble, aus unserer Blase auszubrechen? Wir müssen die Algorithmen verwirren! Einerseits können wir ihnen die Datenbasis entziehen, indem wir regelmäßig Cache und Cookies auf allen Geräten und auch in Accounts wie Google löschen und generell die Privatsphäre-Einstellungen genauer unter die Lupe nehmen. Andererseits können wir unseren Horizont erweitern, indem wir ganz bewusst Suchbegriffe eingeben, die nicht unserem üblichen Suchverhalten entsprechen; oder auf Social Media einer politischen Partei folgen, die uns eigentlich gar nicht zum Gesicht steht.
Alles für die Reaktionen
Es kommt immer öfter vor, dass uns Informationen erreichen, die schlichtweg falsch sind. Manchmal aus Unwissenheit heraus, meistens allerdings bewusst gesetzt.
Bei „Nachrichten“, die besonders reißerisch formuliert sind oder den Inhalt nur andeuten („wenn sie das lesen, werden sie nie wieder etwas anderes tun“), Anzeigen, die zu gut sind um wahr zu sein („in 2 Wochen zur Bikinifigur“) oder Social Media Postings, die vor Rechtschreibfehlern nur so strotzen, ist Vorsicht geboten. Denn Rechtschreibfehler werden beispielsweise bewusst gesetzt, weil dadurch mehr Reaktionen (lachende oder entsetzte Smiles oder Kommentare) gepostet werden. Auch wird die Debatte gern bewusst hochgeschaukelt, indem hetzerische Kommentare eingefügt werden. Mehr Reaktionen bedeuten ein besseres Ranking durch die Algorithmen und so wird ein Kreislauf weiter angefacht.
Genauso sind Klicks zu werten: Mehr Klicks, bedeuten ein besseres Suchmaschinenranking, das bedeutet mehr Klicks – dadurch werden im großen Stil Meinungen beeinflusst, Emotionen geschürt und oft auch finanzieller Gewinn erzielt.
Übungsmaterial für KI
Bildern glauben wir noch leichter, in Zeiten von KI-generierten Fotos ein schwieriges Thema. Übrigens: Bildgenerierende KI „übt“ anhand von Bildern, die im Netz kursieren. Alterungsprozesse können besonders gut an zusammengeführten Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildern studiert werden, die wir oft freiwillig aufgrund von Aufforderungen von Facebook, Kettenbriefen oder ähnlichem in Soziale Medien hochladen. Wir selbst füttern also die Programme und machen sie laufend besser.
Seriöse Medien
Klassische Medien (Zeitungen, (öffentlich-rechtliches) Fernsehen, Radio…) sind das Kontrollorgan jeder Regierung, indem sie kritisch berichten, Fehlentwicklungen aufzeigen, investigativ Aufklärungsarbeit leisten usw. Wenn aber nun 30% der Bevölkerung klassische Medien gar nicht mehr konsumieren, wird diese Aufgabe auch für die Medien zunehmend schwieriger. Indem wir bewusst Informationen bei diesen Medien abrufen oder aber auch Dinge, die nach Desinformation riechen, bewusst bei klassischen Medien nachlesen, können wir der eigenen Unsicherheit entgegentreten. Vertrauenswürdige Nachrichtenquellen zu fördern, indem sie gelesen, geteilt und finanziell unterstützt werden, hilft dabei, qualitativ hochwertigen Journalismus zu erhalten und Fake News weniger Raum zu geben.
Faktenchecker
Marietheres Van Veen gab Tipps, was wir tun können, damit wir Desinformation nicht so leicht aufsitzen:
Oftmals hilft es bereits die Quelle zu prüfen: Ist die Webseite oder das Medium bekannt? Wer steht im Impressum? Gehört die URL tatsächlich zu der Seite oder will die Seite nur so aussehen wie jemand anderes?
Gibt es Fakten, die die Information belegen, oder sind das Meinungen, Gerüchte oder anekdotische Erzählungen? Wenn es nur eine Quelle für die Information gibt, sollte sie kritisch hinterfragt werden.
Faktenchecker-Plattformen können eine große Hilfe sein, um Inhalte zu prüfen. Sie können in Stichworten befragt werden, meist kann man auch direkt Fake News melden, bei manchen sogar Themen zur Aufarbeitung anbringen.
Faktencheckerplattformen:
Gesundheitsthemen: Medizintransparent.at
Wissenschaftliche Erkenntnisse: science.apa.at
Fake-News: mimikama.org
Online-Shops: Ombudsstelle.at
Nächster Termin:
Cybermobbing & Zivilcourage im Netz.
Dienstag, 16. Mai, 18:30 Uhr, Bildungsraum im Stadtamt Retz